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Title: Frühling
Der deutsche Lenz und was er blühn und werden läßt
Editor: Ernst Weber
Illustrator: Hans von Volkmann
Release date: August 30, 2025 [eBook #76766]
Language: German
Original publication: München: Georg D. W. Callway - Verlag des deutschen Spielmanns, 1924
Credits: The Online Distributed Proofreading Team at https://www.pgdp.net
*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK FRÜHLING ***
Anmerkungen zur Transkription
Der vorliegende Text wurde anhand der Buchausgabe von
1924 so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben. Offensichtliche
Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungewöhnliche und heute
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Original-Bucheinband
Der deutsche Spielmann
Eine Auswahl aus dem Schatze deutscher Dichtung
für Jugend und Volk
Herausgegeben von Dr. Ernst Weber
✤
Frühling
Der deutsche Lenz
und was er blühn
und werden läßt
Bildschmuck von Hans von Volkmann
Vierte, veränderte Auflage
✤
München 1924
Georg D. W. Callwey ✤ Verlag des deutschen Spielmanns
Fern grenzt der Wald: Das ist das große Schweigen.
Und hinter ihm, als letzte Spur der Welt,
Will langsam eine fahle Wolke steigen.
Käm doch ein Huf, klippklapp, umstaubt, umbellt,
Wär nur ein wenig Grün erst in den Zweigen,
Hätt sich der drollige Starmatz eingestellt,
Wann werden sich die lieben Primeln zeigen!
Detlev v. Liliencron
Frühlingsahnung
O sanfter süßer Hauch!
Schon weckest du wieder
Mir Frühlingslieder.
Bald blühen die Veilchen auch.
Ludwig Uhland
Schneeglöckchen
Und aus der Erde schauet nur
Alleine noch Schneeglöckchen;
So kalt, so kalt ist noch die Flur,
Es friert im weißen Röckchen.
Theodor Storm
Im Omnibus
Ein Omnibus knarrt in dem Schnee,
Voll Menschen jeder Art,
So wie der Zufall manchmal sie
Zusammenpreßt und schart.
[S. 5]
Es bläst der Wind so grimmig kalt,
Die Fenster schließen schlecht,
Ein jeder ist verdrießlich drob
Und keinem etwas recht.
Dort in der Ecke hält ein Mann
Ein Dütchen vor sich hin,
So zärtlich und besorgt, als wär
Ein Edelstein darin.
Zu seinem Nachbar einer sagt:
„Was doch in aller Welt
Der Mann dort in der Düte hat,
Die er so sorgsam hält?“
Der hört die Frage, lächelt fein
Und zieht aus dem Papier
Ein Veilchen, eben aufgeblüht,
Und zeigt’s dem Passagier.
Und wie es nun von Hand zu Hand,
Ein Gruß des Frühlings, geht,
So ist’s, als hätt der Freude Hauch
Sie alle angeweht.
Als ob in ein verödet Haus
Gekommen wär ein Kind,
Als ob von schuldbeladner Brust
Genommen wär die Sünd.
Es tauen schnell die Herzen auf,
Und fröhlicher Gesang
Mischt mit des Windes Orgel sich
Den ganzen Weg entlang.
Hätt jeder doch in böser Stund
Ein Veilchen gleich zur Hand,
Es gäb der Sünde weniger,
Der Liebe mehr im Land.
Hermann v. Gilm
[S. 6]
Der Veilchenstrauß
An einem Tage in der ersten Frühlingszeit trat ein Herr, der nicht mehr
jung war, aus seinem Kontor, schloß sorgfältig zwei Türen ab und begab
sich auf die Straße, um nach Hause zu gehen zum Mittagessen. Wie er
die Straße entlang ging, lief ein ganz kleines Mädchen auf ihn zu und
schloß sich ihm an, sich immer dicht vor seinen Füßen bewegend. Das
wurde ihm lästig, und er ging rechts und links von den breiten Steinen
auf das Pflaster; aber das Kind blieb ihm immer vor den Füßen. Es war
sehr hartnäckig für sein Alter. Da kam dem Mann dunkel der Gedanke,
die Kleine möchte ihn vielleicht in Geschäftsangelegenheiten sprechen
wollen. Er beugte sich zu ihr nieder und fragte: „Was hast du?“ Das
Kind hob ein Schüsselchen zu ihm empor und sagte: „Veilchen! Bitte,
bitte! kaufen Sie, lieber Herr!“ In ruhigem Tone — um keine falschen
Erwartungen rege zu machen — fragte der alte Herr: „Was sollen sie
kosten?“ — „Einen Dreier das Sträußchen!“ war die Antwort.
Der alte Herr zog aus der Westentasche eine Handvoll kleinen Geldes,
suchte einen Dreier heraus, gab ihn dem Kinde und empfing ein
Sträußchen, das er schnell in die Rocktasche steckte. Die Rocktasche
ist kein guter Aufbewahrungsort für Blumen; aber wenn man als alter
Herr der Meinung ist, daß nur junge Leute Blumen am Hut oder in der
Hand tragen dürfen, so kann man wohl einmal einen Strauß an einen Ort
tun, auf den er am wenigsten gefaßt ist.
Übrigens blieb der Veilchenstrauß diesmal nicht in der Rocktasche,
sondern nach kurzer Zeit holte der Besitzer ihn heraus, um ihn zu
betrachten. Der kleine Strauß bestand aus etwa einem Dutzend Blumen und
einem grünen Blatte und war gebunden mit einem grauen Wollfaden aus
einem ausgeribbelten Strumpfe. — ›Sie sollen gut riechen‹, dachte der
Mann und näherte den Strauß seiner alten Nase. In der Tat hatten die
Veilchen einen Wohlgeruch, der dem alten Herrn nicht ganz unbekannt
vorkam. „Woher kommt das?“ sprach er zu sich, indem er nachsann. Er
roch wieder an dem Strauß und fragte sich wieder: „Woher kommt das?“
Da fiel ihm ein Tag ein, der auch einmal in der ersten Frühlingszeit
gewesen war. Das Wetter war damals auch so milde, und es war etwas
Unruhiges[S. 7] in der Luft und in den Menschen. Dann sah er einen Mann, der
ihm selbst ähnlich, aber viel jünger war, aus einem Kontor kommen und
schnell durch die Stadt — die eine andere war — dem Tore zuschreiten.
Vor dem Tore lief dem jungen Manne ein Kind nach, das mit Veilchen
umherging. Dem kaufte er eine Menge der kleinen Sträuße ab, steckte
sie aber nicht in die Rocktasche, sondern zog ein Papier hervor und
machte eine Düte daraus, in die er die Veilchen hineintat. Vom Tore ab
ging der junge Mann eine Landstraße entlang und ging so schnell wie
jemand, der den Abgang eines Bahnzuges zu versäumen fürchtet — oder
wie einer, der seine Braut besuchen will. Dennoch warf er zuweilen nach
rechts und links einen Blick über die flache Landschaft. Lerchen sangen
über den Feldern, die teils noch schwarz dalagen, teils mit zartem
Grün leise übermalt schienen. Die Bäume waren noch kahl; nur einige
Pappeln hingen über und über voll graurötlicher Blütenkätzchen. Nach
einstündigem Wandern etwa kam der Jüngling in eine kleine Ortschaft
und schritt bald auf ein niedliches, blendend weiß getünchtes Haus
zu. Eine alte Dame öffnete ihm die Türe und hieß ihn willkommen. Er
begrüßte sie freundlich, aber doch flüchtig und fragte: „Wo ist sie?“
Die alte Dame wies auf die halboffene Tür eines Zimmers. In der Ecke am
Fenster stand ein altmodischer Lehnstuhl, und im Lehnstuhl saß, in das
Kissen zurückgelehnt und mit geschlossenen Augen, ein junges Mädchen.
Sie war sehr hübsch, und etwas von ihrem goldblonden Haar war ihr über
das Gesicht gefallen! Neben dem Stuhl am Fenster hatte ein kleiner
Arbeitstisch seinen Platz, auf dem unter anderen zierlichen Dingen ein
leeres Körbchen stand. In dieses legte der junge Mann die Veilchen;
dann beugte er sich über die Schlafende, wohl, um sie wach zu küssen.
Vielleicht aber hatte sie auch gar nicht geschlafen; denn als er sich
über sie beugte, verzog sich ihr Mund zum Lachen. Dann schlug sie auch
schon die Augen auf, zugleich ihre Arme öffnend. — —
Bis dahin war der alte Mann in seinen Gedanken gekommen, als er
bemerkte, daß er vor seinem Hause angelangt war. Er blieb stehen
und überlegte, ob er noch ein Stückchen weitergehen sollte. Zuletzt
entschied er sich dafür, in sein Haus zu gehn — da er nun doch wußte,
woher der seltsame Wohlgeruch der Veilchen kam. Schneller als sonst
stieg er die Treppe[S. 8] empor und schloß die Tür auf. In der Tür trat
ihm ein Mädchen entgegen, sehr schön, hochgewachsen und goldblonden
Haares. Weil sie der Gestalt, mit der sich der Alte in Gedanken eben
beschäftigt hatte, sehr ähnlich sah, so stutzte derselbe. Auch das
Mädchen stutzte, weil sie etwas Auffallendes im Wesen des Eintretenden
bemerken mochte, und sagte in fragendem Ton: „Vater?“ Er aber, sich
schnell besinnend, reichte ihr die zerknickten und welken Veilchen.
„Ich habe dir etwas mitgebracht: Veilchen! Sind die nicht schön?!“
Horch! Wie brauset der Sturm und der schwellende Strom in der Nacht hin!
Schaurig süßes Gefühl! Lieblicher Frühling, du nahst!
Ludwig Uhland
Eine Morgenwanderung
Dämmerige Nacht lag über dem Land. Es war mild, fast warm. Anfang
Mai. Ein mächtiger Tausturm hatte sich erhoben und wogte seine
Frühlingssehnsucht von den Bergen. Wie[S. 17] ein großer Osterchoral donnerte
er über die Gräber und rief zur Auferstehung.
Die Wälder bogen sich und reckten sich und krachten unter seinem
Rütteln; jahrhundertalte Eichen brachen zu Boden, und wie Rohr
zerknickte vor ihm, was dürr und morsch war und keine Kraft mehr zum
Frühling hatte. Nur was gesund und stark und triebfähig, hielt ihm
stand. In der Tiefe des Himmels zuckten wie verlöschen wollende Lichter
die Sterne zwischen den zerrissenen und zerreißenden Wolken, die er wie
Flaum über uns dahinfegte, lachend, als freue er sich, einmal aufräumen
zu können mit allem, was nicht niet- und nagelfest war. Selbst der Mond
schien Sorge zu haben, über den Haufen geblasen zu werden, und verkroch
sich hinter zusammenstiebende Wolkenfetzen. Die Erde bebte unter seinem
Donner; aber es war nicht das Beben der Furcht, es war das Beben der
Freude, denn er brachte die Erfüllung ihrer Sehnsucht.
Von den Hängen schwollen die Quellen mit lautem Geriesel, und die
fahle, jeden Augenblick wechselnde Beleuchtung überrann alles mit
phantastisch-gespenstischem Leben.
Vor den Gehöften und Häusern, an denen unser Weg vorüberführte,
standen dann und wann die Leute. Der Sturm hatte sie von ihrem Schlaf
aufgejagt; denn das leichte Balkenwerk ihrer Behausungen erzitterte
in allen Fugen unter seinen Stößen. Die Wetterhähne schrien von den
Giebeln. Es pfiff und heulte. Türen und Fenster sprangen auf und
schlugen zu. Vom Dorf herüber klangen die Glocken, angstvoll, dumpf,
drohend, wie wenn ....
Die Leute sagten: der Küster sei es nicht, der so läute! und blickten
bleich und verstört, furchtsam und feig zum Himmel; und die Weiber
beteten: „Der Jüngste Tag kommt! Die Welt geht unter! Herr Gott, behüt
uns!“ ....
Nein, Mütterchen! Die Welt geht nicht unter! Noch lange nicht! Es wird
nur endlich Frühling!
Frühling! und wenn’s noch so tobt!
Frühling! ja! ....
Und lachend zogen wir weiter und sangen und ließen uns den Tausturm in
die Brust wogen. Wir waren ja gewohnt, im Sturm zu stehn! Und sangen
und jauchzten: Frühlingswärts! Morgen zu! Sonn’ entgegen!
Sonn’ entgegen! Frühlingssonn’ entgegen!
[S. 18]
Das war es ja auch!
Wir wollten die Sonne einmal aufgehen sehen, und das Frühlingsdrängen
trieb uns ihr entgegen ... mit der ganzen Lust unseres Hoffens, mit dem
ganzen Glauben unserer Jugend, mit der ganzen Jugend unseres Glaubens!
Ein paar, denen bangte und die Furcht überkam vor all den lebendig
werdenden Baumstümpfen und Hohlwegschatten, drehten um, „da sie sich
nicht erkälten wollten in dem sinnlosen Wetter“, und verloren sich
zurück in ihren trübseligen Alltag.
Wir anderen aber zogen weiter durch die prächtige Nacht und ihren
jauchzenden Frühlingssturm — und ließen uns, aufschauernd, sein
Evangelium in die Seele donnern: das Evangelium des Morgenwerdens!
Weiter hinter uns in qualmigem Nebelbrüten lag die Stadt und alles
Mauerumgebene, Enge, Beschränkte und Beschränkende, die ganze dumpfe
Leere und Schwere hungriger Alltagspflicht und würgender Werktagsangst,
und vor uns, um uns, frei und freudig, mauerlos, weit und offen, voll
Lebensdrang und Sonntagsglauben die sternüberflackerte, sturmlodernde
Erfüllung unserer Sehnsucht.
Und wir sangen ihr Lied, das Lied des Morgens, das Lied der Sonne in
den donnernden Sturm, und er trug es weiter über die Berge und von den
Bergen in die Täler, und jauchzend rief das Echo es zurück.
Wir kamen durch Ortschaften und Höfe. Die Nachtwächter fuhren aus ihrem
Schlummer, stolperten uns nach mit ihren Laternen: still zu sein und
die Ruhe der Dörfer nicht zu stören mit unserem törichten Gesange. Der
Morgen käme von selber ohne unser Geschrei. Vorderhand aber sei es noch
Nacht, und wir sollten die Leute schlafen lassen. Schlaf sei etwas
Heiliges!
Ja: Die Leute! Sie lagen und schliefen! Anstatt auf zu sein in Glauben
und Freude, anstatt der Sonne entgegenzuwachen, mit der doch kommt,
wovon sie träumen und wonach sie sich sehnen.
Es war immer heller geworden. Wir hatten die gerade Richtung verlassen
und erklommen einen Hügelzug, der ins Tal auslief, und von wo sich eine
freiere Aussicht bot. Der Sturm hatte sich allmählich auch gelegt, als
ob er sich genug damit getan, die Nacht gebrochen zu haben. Die Sterne
verglommen.[S. 19] Der Mond verschwamm in der Tiefe wie das weiße Segel eines
am Horizont hinabtauchenden Bootes. Es war fast frostig geworden, und
kühle Schauer rannen durch die Luft. In den Talbreiten zu unseren Füßen
lag alles in schmutzigem Nebel, wie tot, und an den Abhängen krochen
und kletterten scheue Dunstflüge herum.
Vor uns — jenseits, überm Tal, stand das Gebirge. Sein Gipfelgrat
zeichnete sich in harter, scharfer Linie von dem silbergrauen, sich
nach und nach mit leisem Rot überhauchenden Grund des Himmels hinter
ihm ab.
Da bemerkte ich auf einem der Berghäupter drüben etwas herumkrabbeln
— schwarze Gestalten, Menschen, wirkliche Menschen, nur infolge
der Entfernung kaum viel größer als Gullivers Liliputer, zwerghaft,
wunderlich. Es sah närrisch aus. So närrisch, wie jemand all
dergleichen vorkommen muß, der etwas nur sieht und nicht auch hört. So
närrisch, wie einem Tauben vielleicht unser ganzes Leben, das ganze
Treiben der Welt erscheinen mag.
Als ob ich in einem Marionettentheater säße und einer niedlichen
Pantomime zusähe.
Der helle Himmel hinter dem Gebirge bildete den weißen Vorhang, und wie
in einem Schattenspiel hoben sich die Kerlchen mit ihren Bewegungen
gleich zierlichen Silhouetten auf dem lichten Hintergrund ab.
Ein richtiges Schattenspiel ... der Nacht!
Der kleinen Kerlchen aber wurden immer mehr, wie mir schien, und als
unter einem Windstoß der Nebel etwas verzog, erkannte ich, daß es
darunter, in seinem Schutze, den ganzen Berg hinauf in hellen Haufen
stand. Sie zappelten und fuchtelten mit den Armen in der Luft herum und
liefen und rannten in seltsamer Hast und Unruhe hin und her.
Dann schien plötzlich etwas los zu sein. Sie kamen mit langen Stangen
und Haken, mit mächtigen Winden, Haspeln und Kettenrollen. Wieder
andere schleppten sich mit Leitern, die für ihre Größe ungeheuer waren,
und es begann auf allen Punkten eine fast fieberhafte Geschäftigkeit.
Die Erde wurde aufgegraben, der Felsgrund gesprengt und riesige Pflöcke
darin verankert. Dann schmiedeten sie lange eiserne Ketten durch die
Ringe, und Drahtseile und Taue, und verklammerten mit diesen wieder die
großen Leitern, die sie heraufgeschleppt hatten.
[S. 20]
Hinter dem Gebirgsstock aber wurde es immer heller und heller, wie
brodelnder Gischt dampfte es ab und zu empor. Doch je heller es wurde,
um so unruhiger und eiliger, um so aufgeregter wurde das Getrippel und
Gearbeite der kleinen Schattenkerlchen.
Ich unterschied nun eine ganze Armee von Landsknechten mit Piken
und Hellebarden, mit Morgensternen und Donnerbüchsen. Sie hielten
am Berg hinauf, in verschiedene Fähnlein geteilt. Auf einer etwas
tiefer gelegenen Kulm war eine ganze Batterie von Mörsern und Kanonen
aufgefahren, als gelte es ... Gott weiß was für eine Völkerschlacht.
Die Leitern wurden aufgestellt und ragten senkrecht in die Luft, und
die ganze Gratlinie stand voll von Leuten mit Stangen und Haken, so
lang und schwer, daß es immer ein ganz Häuflein zugleich bedurfte, sie
zu regieren.
Allmählich aber ahnte mir, was das alles bedeuten möchte.
Ich lachte.
„Nein, Mütterchen! Die Welt geht noch lang nicht unter! Keine Sorge! Es
wird nur endlich Frühling!“
Gott sei Dank!
Es wird nur endlich Tag!
Nach so langer, dumpfer Nacht!
Und wir stimmten das Lied der Erfüllung an, das Lied des Morgens, das
Lied der Sonne und ihres Aufgangs ... und es brauste wie Orgelklang
durch die Stille, siegverheißend, jubelnd und jauchzend!
Kühle Schauer rannen durch die Luft, während der Himmel drüben sich
mit roten Feuern überglutete und unsere Schattenmännchen, gleich
tagscheuen, dunklen Nachtgeisterchen, immer unruhiger, erregter und
gestikulierender hin und her rannten.
Da: Ein blendender Blitz zuckt empor.
Mit purpurgoldener Flamme taucht der Sonnenball über die graue
Kammlinie und strahlt ein loderndes Halleluja über die Welt.
Tag! Tag! Tag!
Und Frühling! Frühling! —
Im selben Augenblick aber schlugen die Kerlchen drüben die Widerhaken
ihrer Stangen in den emporstrebenden Ball, um ihn festzulegen.
Andere warfen die Leitern über ihn und kletterten mit flinkster
Pioniergeschicklichkeit darauf hinüber. Sie rollten[S. 21] lange Seile und
Taue hinter sich ab, rammten Pflöcke ein und verhakten ihre Ketten
daran, während die ganze Soldateska auf dem Berg in Bewegung kam und
an den diesseitigen Enden anpackte, die Sonne wieder in ihre Tiefe zu
zwingen.
Wir lachten.
Aber immer neue Haufen rückten an, mit immer längeren Stangen und
Leitern und Ketten.
Sie zerrten von den Berghängen große Wände herauf, Segelleinen oder was
es war; Nebel? — sie zu verhängen und darunter zu ersticken.
Doch wie blauer Rauch zerrannen sie vor ihrem Licht.
Und die Sonne stieg höher und höher über den Gebirgsgrat, ruhig,
unbeirrt und unbekümmert, und blendete immer lichter in die Welt. Was
wollten ihr diese Fliegen!?
Da griff die Feuerwehr in den Kampf ein; zwölf, zwanzig Schläuche
zugleich ergossen ihre Wasserstrahlen, von uns aus gesehen so dünn
freilich, wie Spinnwebfaden ... sie auszulöschen und über den Horizont
hinunterzuspritzen.
Es zischte ein wenig, das war alles.
Schon flammte die halbe Scheibe über den Kamm.
Da plötzlich begann ein feines, zirpendes Geknatter, wie wenn
Kinderpistölchen abgeschossen würden; die Landsknechte hatten mit ihren
Donnerbüchsen losgelegt. Und von der seitwärts gelegenen Kulm krachte
Kanonensalve um Salve durch die majestätische Bergruhe.
Doch es zischte nicht einmal darauf. Ruhig und unbekümmert stieg die
Sonne empor, höher und höher.
Immer neue Kettentaue aber wurden hinübergeschleudert und von den
Waghälsen drüben angepflockt. Immer neue Schübe kletterten hinüber mit
Hämmern und Klammern. Und an die diesseitigen Enden hängten sich ganze
Knäuel, ihre Kraft und Stärke zu messen.
Da — mit einem Male — war es doch, als ob sie siegten.
Die Sonne stand eine Spanne hoch über dem Grat und hing wie ein
Fesselballon in dem eisernen Netz, mit dem die Kerlchen sie in wenig
Minuten übersponnen hatten.
Sie war gefangen.
Ihr Aufatmen und Höhedringen spulte nur ein paar zu kurze Ketten
ab, die in die Luft schnellten, die anderen zogen[S. 22] sich straff und
straffer, aber sie hielten. Es gab einen sekundenlangen Stillstand.
Die schwarzen Männlein hatten gewonnen.
Und schon zerrte man wieder dicke Nebelwände von den Berghängen herauf
und schon fuhr man allerlei sonderbare, mächtige Maschinen herbei, die
Gekettete herabzuwinden, als es plötzlich einen kaum merkbaren, leisen,
zitternden Ruck tat, der goldene Lichtwellen über das Tal warf.
Sie war wieder frei; und alles, was noch gehalten hatte bisher an
Ketten, Klammern, Tauen, Seilen, Stricken, Leitern, Stangen und Haken,
riß durch wie Baumwollfaden, schnellte hoch, und die ganze Soldateska
purzelte jählings über den Haufen und kollerte in die Abgründe oder
flog mitsamt ihren Ketten und mitsamt der ganzen schönen Verankerung
kopfüber lustig in die Luft. Gleich einem Aschenregen quirlte und
rieselte es über den Berg und putzte ihn sauber.
Wir lachten. Es war grausam — aber wir lachten: wie diese
Sonnenstürmer in ganzen Klümpchen an ihren Stricken und Ketten zwischen
Himmel und Erde zappelten und wie tollgewordene Ameisen in Verzweiflung
und Todesangst an ihren Leitern auf und ab wuselten. Zu helfen war aber
doch nicht; und ...
[S. 23]
Ein Teil der Unglücklichen suchte sich durch kühnes Abspringen zu
retten. Es sah aus wie schwarze, in rotes Feuer hüpfende Teufelchen.
Arme Schattenmännlein! Doch warum wagtet ihr euch an die Sonne!
Die anderen aber trug sie — lächelnd — höher und höher, bis in
der steigenden Glut zuletzt auch die Ketten schmolzen, die ihr noch
überhingen, und eine um die andere in den Abgrund klirrte, hinter dem
Gebirg, und zu Stücken und Staub zersplitterte. — — —
Und frei und makellos klomm die Sonne in die Höhe, in schweigender
Glorie, groß und feierlich, heilig und herrlich, und loderte den Tag
ins Tal und über die Welt und mit dem Tag den Frühling und mit dem
Frühling die Erfüllung.
Die Menschen schliefen noch drunten. Gleich scheuen Verbrechern aber
flüchteten die letzten Nebel und Schatten sich in ihre Schluchten und
Klüfte. Lerchen stiegen aus den Gründen und jauchzten zum Himmel, und
wir standen und jubelten ihnen zu und sangen das Lied des Morgens, das
Lied der Sonne und ihres Aufgangs, und es war ein Lied der Freude und
ein Lied des Sieges. — — —
Leis aber fragte ich mich: ob es jedesmal so sei, wenn die Sonne
aufgehe?!
Cäsar Flaischlen
Knabenlust
Horch, Märzenwind und Lerchenschlag
Und keine Schule den Nachmittag!
Die Füße ohne Strumpf und Schuh,
Auf trocknem Weg den Wiesen zu!
Zum Nesterbauen und Veilchenblühn,
Zu Palmenweiden und Ostergrün! —
Die spielenden Mägdlein dort am Rain,
Die möchten wohl unsre Gesellen sein. —
Nun rasch die Felsen emporgesaust,
Daß den Mägdlein vor Schrecken und Freude graust!
Johann Georg Fischer
Wag’s!
Nun ist er endlich kommen doch
In grünem Knospenschuh;
[S. 24]
„Er kam, er kam ja immer noch!“
Die Bäume nicken sich’s zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum.
Nun treiben sie Schuß auf Schuß;
Im Garten der alte Apfelbaum:
Er sträubt sich, aber er muß.
Wohl zögert auch das alte Herz
Und atmet noch nicht frei,
Es bangt und sorgt: „Es ist erst März,
Und März ist noch nicht Mai.“
O, schüttle ab den schweren Traum
Und die lange Winterruh,
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag’s auch du!
Theodor Fontane
Glaube
Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal;
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.
Ludwig Uhland
Trost
Schon schmilzt der Schnee auf Joch und Kar,
Den Horizont trübt leichter Dunst,
Sein Sommerhaus bezieht der Star,
Und Primeln blühn im Wasserrunst.
Die Bienen schwirren honigsatt
Ums aufgedeckte Veilchenbeet,
[S. 25]
Frisch rankt der Ginster, Blatt an Blatt,
Am Fenster, das weit offen steht.
Das ist mein Trost nun: Tag für Tag
Seh ich dem stillen Werden zu.
Leis ebbt des raschen Herzens Schlag,
Und alle Sorge geht zur Ruh.
Artur von Wallpach
Schwalbenmärchen
Auf dem stillen, schwülen Pfuhle
Tanzt die dünne Wasserspinn;
Unten auf kristallnem Stuhle
Thront die Unkenkönigin.
Von den edelsten Metallen
Hält ein Reif ihr Haupt umzogen,
Und wie Silberglocken schallen
Unkenstimmen durch die Wogen.
Denn der Lenz erschien; die Schollen
Sind zerflossen; Blüten zittern;
Dumpfe Frühlingsdonner rollen
Durch die Luft, schwarz von Gewittern.
Wasserlilienkelche fließen
Auf des Teiches dunkelm Spiegel,
Und die ersten Schwalben schießen
Drüberhin mit schnellem Flügel.
Aus den zarten Schnäbeln leise
Tönt Gezwitscher in die Wellen:
„Viele Grüße von der Reise
Haben wir dir zu bestellen.
Lange waren wir in fremden,
Sandbedeckten, heißen Ländern,
Wo in weiten Kaftanhemden
Träge Turbanträger schlendern.
[S. 26]
Purpurfarbne Wunderpflanzen
Dienten uns zu Meilenweisern;
Gelbe Mauren sahn wir tanzen
Nackt vor ihren Leinwandhäusern.
Lechzend auf dem warmen Sattel
Saß der Araber, der leichte,
Während Ziegenmilch und Dattel
Ihm aufs Pferd die Gattin reichte.
Auf die Jagd der Antilopen
Kriegerisch mit Spieß und Pfeile
Zogen schlanke Äthiopen;
Klagend tönte Memnons Säule.
Aus des Niles Flut getrunken
Haben wir, matt von der Reise;
Gruß dir, Königin der Unken,
Von dem königlichen Greise!
Alles grüßt dich, Blumen, Blätter!
Doch zumeist der Grüße viele
Bringen wir von deinem Vetter,
Von dem Krokodil im Nile!“
Ferdinand Freiligrath
Dornröschen
Vor Zeiten war ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag:
„Ach, wenn wir doch ein Kind hätten!“ und kriegten immer keins. Da
trug es sich zu, als die Königin einmal im Bade saß, daß ein Frosch
aus dem Wasser ans Land kroch und zu ihr sprach: „Dein Wunsch wird
erfüllt werden, ehe ein Jahr vergeht, wirst du eine Tochter zur Welt
bringen.“ Was der Frosch gesagt hatte, das geschah, und die Königin
gebar ein Mädchen, das war so schön, daß der König vor Freude sich
nicht zu fassen wußte und ein großes Fest anstellte. Er lud nicht bloß
seine Verwandten, Freunde und Bekannten, sondern auch die weisen Frauen
dazu ein, damit sie dem Kind hold und gewogen wären. Es waren ihrer
dreizehn in seinem Reiche, weil er aber nur zwölf goldene Teller hatte,
von welchen sie essen sollten, so mußte eine von ihnen daheim bleiben.
Das Fest ward mit aller Pracht[S. 29] gefeiert, und als es zu Ende war,
beschenkten die weisen Frauen das Kind mit ihren Wundergaben: die eine
mit Tugend, die andere mit Schönheit, die dritte mit Reichtum und so
mit allem, was auf der Welt zu wünschen ist. Als elfe ihre Sprüche eben
getan hatten, trat plötzlich die dreizehnte herein. Sie wollte sich
dafür rächen, daß sie nicht eingeladen war, und ohne jemand zu grüßen
oder nur anzusehen, rief sie mit lauter Stimme: „Die Königstochter
soll sich in ihrem fünfzehnten Jahre an einer Spindel stechen und tot
hinfallen.“ Und ohne ein Wort weiter zu sprechen, kehrte sie sich um
und verließ den Saal. Alle waren erschrocken; da trat die Zwölfte
hervor, die ihren Wunsch noch übrig hatte, und weil sie den bösen
Spruch nicht aufheben, sondern nur ihn mildern konnte, so sagte sie:
„Es soll aber kein Tod sein, sondern ein hundertjähriger tiefer Schlaf,
in welchen die Königstochter fällt.“
Der König, der sein liebes Kind vor dem Unglück gern bewahren wollte,
ließ den Befehl ausgehen, daß alle Spindeln im ganzen Königreiche
sollten verbrannt werden. An dem Mädchen aber wurden die Gaben der
weisen Frauen sämtlich erfüllt; denn es war so schön, sittsam,
freundlich und verständig, daß es jedermann, der es ansah, lieb haben
mußte. Es geschah, daß an dem Tage, wo es gerade fünfzehn Jahre alt
ward, der König und die Königin nicht zu Haus waren und das Mädchen
ganz allein im Schloß zurückblieb. Da ging es aller Orten herum, besah
Stuben und Kammern, wie es Lust hatte, und kam endlich auch an einen
alten Turm. Es stieg die enge Wendeltreppe hinauf und gelangte zu einer
kleinen Türe. In dem Schloß steckte ein verrosteter Schlüssel, und
als es ihn umdrehte, sprang die Türe auf und da saß in einem kleinen
Stübchen eine alte Frau mit einer Spindel und spann emsig ihren Flachs.
„Guten Tag, du altes Mütterchen,“ sprach die Königstochter, „was machst
du da?“ — „Ich spinne,“ sagte die Alte und nickte mit dem Kopf. „Was
ist das für ein Ding, das so lustig herumspringt?“ sprach das Mädchen,
nahm die Spindel und wollte auch spinnen. Kaum hatte sie aber die
Spindel angerührt, so ging der Zauberspruch in Erfüllung, und sie stach
sich damit in den Finger.
In dem Augenblick aber, wo sie den Stich empfand, fiel sie auf das
Bett nieder, das da stand, und lag in einem tiefen[S. 30] Schlaf. Und dieser
Schlaf verbreitete sich über das ganze Schloß: der König und die
Königin, die eben heim gekommen und in den Saal getreten waren, fingen
an einzuschlafen und der ganze Hofstaat mit ihnen. Da schliefen auch
die Pferde im Stall, die Hunde im Hofe, die Tauben auf dem Dache, die
Fliegen an der Wand, ja, das Feuer, das auf dem Herde flackerte, ward
still und schlief ein, und der Braten hörte auf zu brutzeln, und der
Koch, der den Küchenjungen, weil er etwas versehen hatte, in den Haaren
ziehen wollte, ließ ihn los und schlief. Und der Wind legte sich, und
auf den Bäumen vor dem Schloß regte sich kein Blättchen mehr.
Rings um das Schloß aber begann eine Dornenhecke zu wachsen, die
jedes Jahr höher ward und endlich das ganze Schloß umzog und darüber
hinaus wuchs, daß gar nichts mehr davon zu sehen war, selbst nicht
die Fahne auf dem Dach. Es ging aber die Sage in dem Land von dem
schönen schlafenden Dornröschen, denn so ward die Königstochter
genannt, also daß von Zeit zu Zeit Königssöhne kamen und durch die
Hecke in das Schloß dringen wollten. Es war ihnen aber nicht möglich;
denn die Dornen, als hätten sie Hände, hielten fest zusammen, und die
Jünglinge blieben darin hängen, konnten sich nicht wieder losmachen
und starben eines jämmerlichen Todes. Nach langen, langen Jahren kam
wieder einmal ein Königssohn in das Land und hörte, wie ein alter Mann
von der Dornhecke erzählte, es sollte ein Schloß dahinter stehen, in
welchem eine wunderschöne Königstochter, Dornröschen genannt, schon
seit hundert Jahren schliefe, und mit ihr schliefe der König und die
Königin und der ganze Hofstaat. Er wußte auch von seinem Großvater, daß
schon viele Königssöhne gekommen wären und versucht hätten, durch die
Dornenhecke zu dringen, aber sie wären darin hängen geblieben und eines
traurigen Todes gestorben. Da sprach der Jüngling: „Ich fürchte mich
nicht, ich will hinaus und das schöne Dornröschen sehen.“ Der gute Alte
mochte ihm abraten, wie er wollte, er hörte nicht auf seine Worte.
Nun waren aber gerade die hundert Jahre verflossen, und der Tag war
gekommen, wo Dornröschen wieder erwachen sollte. Als der Königssohn
sich der Dornenhecke näherte, waren es lauter schöne, große Blumen, die
taten sich von selbst auseinander und ließen ihn unbeschädigt hindurch,
und hinter ihm taten sie sich[S. 31] wieder als eine Hecke zusammen. Im
Schloßhof sah er die Pferde und scheckigen Jagdhunde liegen und
schlafen, auf dem Dache saßen die Tauben und hatten das Köpfchen unter
den Flügel gesteckt. Und als er ins Haus kam, schliefen die Fliegen
an der Wand, der Koch in der Küche hielt noch die Hand, als wollte
er den Jungen anpacken, und die Magd saß vor dem schwarzen Huhn, das
sollte gerupft werden. Da ging er weiter und sah im Saale den ganzen
Hofstaat liegen und schlafen, und oben bei dem Throne lag der König
und die Königin. Da ging er noch weiter, und alles war so still, daß
einer seinen Atem hören konnte, und endlich kam er zu dem Turm und
öffnete die Türe zu der kleinen Stube, in welcher Dornröschen schlief.
Da lag es und war so schön, daß er die Augen nicht abwenden konnte, und
er bückte sich und gab ihm einen Kuß. Wie er es mit dem Kuß berührt
hatte, schlug Dornröschen die Augen auf, erwachte und blickte ihn ganz
freundlich an. Da gingen sie zusammen herab, und der König erwachte und
die Königin und der ganze Hofstaat und sahen einander mit großen Augen
an. Und die Pferde im Hof standen auf und rüttelten sich; die Jagdhunde
sprangen und wedelten; die Tauben auf dem Dache zogen das Köpfchen
unterm Flügel hervor, sahen umher und flogen ins Feld; die Fliegen an
den Wänden krochen weiter; das Feuer in der Küche erhob sich, flackerte
und kochte das Essen; der Braten fing wieder an zu brutzeln, und der
Koch gab dem Jungen eine Ohrfeige, daß er schrie, und die Magd rupfte
das Huhn fertig. Und da wurde die Hochzeit des Königssohnes mit dem
Dornröschen in aller Pracht gefeiert, und sie lebten vergnügt bis an
ihr Ende.
Brüder Grimm
Frühlingsgruß
Es steht ein Berg in Feuer,
In feurigem Morgenbrand,
Und auf des Berges Spitze
Ein Tannenbaum überm Land.
Und auf dem höchsten Wipfel
Steh ich und schau vom Baum,
O Welt, du schöne Welt, du,
Man sieht dich vor Blüten kaum!
Josef von Eichendorff
[S. 32]
Fallende Blüten
Die Blütenblätter fallen dicht wie Flocken von den Bäumen,
Die in der warmen Morgenluft von ihrem Sommer träumen.
Und immer dichter fallen sie, blühweiß ist’s aller Enden,
Als hätten junge Mädchen still mit übervollen Händen
Die Blütenkörbe ausgeleert auf Wege und auf Beete,
Daß weichen Schritts der junge Prinz, Prinz Frühling, sie betrete.
Dann —: „Gott, Mittler, erbarme dich unser! — Es ist vollendet!“
Und er neigte sein Haupt und starb.
F. G. Klopstock
Die Steine werden zeugen
Der Ostermorgen lächelt,
Ein Bräutgam, in die Welt,
Vom Frühlingsduft gefächelt,
Steigt er aus seinem Zelt.
Und rings herum das Schweigen!
Der Wald, er steht so still;
Kein Blümlein sich verneigen,
Kein Blättchen rauschen will.
Im fernen Kirchlein singet
Die fromme Christenschar;
Da von den Steinen klinget
Das Echo wunderbar.
[S. 70]
Als wenn aus Bergestiefen
Das Singen kläng hervor,
Als wenn die Felsen riefen:
„Er lebt! er lebt!“ im Chor.
„Er lebt! er lebt!“ da lauschen
Die Blümlein, neigen sich,
Da bücket sich mit Rauschen
Der Wald so feierlich.
Und mächtger immer wieder:
„Er lebt! er lebt!“ vom Stein —
Mir läuft ein Schauer nieder
Im tiefsten Mark und Bein;
Und denk — und muß mich beugen —
Was dort geschrieben ist:
Die Steine werden zeugen,
Wenn mich der Mensch vergißt.
Otto Ludwig
Auferstanden
Durchs Fenster scheint der Maientag,
Ich schließe die Augenlider
Und horche — das ist Lerchenschlag!
O, endlich wieder!
Ich lausche, wie des Windes Hauch
Dahinrauscht durch die Zweige,
Es keimen Blüten an jedem Strauch,
Auf jedem Steige.
Da rührt mich Wonne allzumal,
Ich schließe die Augenlider —
Ich fühl es wie ein Sonnenstrahl;
Ich lebe wieder!
Es singt die Lerche noch immer fort,
Mein Herze möcht zerspringen,
[S. 71]
Ich lasse verstummen Wort um Wort — —
Und laß sie singen!
Karl Stieler
Osterhäslein
Drunten an den Gartenmauern
Hab ich sehn das Häslein lauern.
Eins, zwei, drei:
Legt’s ein Ei,
Lang wird’s nimmer dauern.
Kinder, laßt uns niederducken!
Seht ihr’s ängstlich um sich gucken? —
Ei, da hüpft’s —
Und dort schlüpft’s
Durch die Mauerluken.
Und nun sucht in allen Ecken,
Wo die schönen Eier stecken,
Rot und blau,
Grün und grau
Und mit Marmelflecken!
Friedrich Güll
[S. 72]
Eine Frühlingsnacht
Im Zimmer drinnen ist’s so schwül;
Der Kranke liegt auf dem heißen Pfühl.
Im Fieber hat er die Nacht verbracht;
Sein Herz ist müde, sein Auge verwacht.
Er lauscht auf der Stunden rinnenden Sand;
Er hält die Uhr in der weißen Hand.
Er zählt die Schläge, die sie pickt,
Er forschet, wie der Weiser rückt;
Es fragt ihn, ob er noch leb vielleicht,
Wenn der Weiser die schwarze Drei erreicht,
Die Wartfrau sitzt geduldig dabei,
Harrend, bis alles vorüber sei. —
Schon auf dem Herzen drückt ihn der Tod;
Und draußen dämmert das Morgenrot.
An die Fenster klettert der Frühlingstag,
Mädchen und Vögel werden wach.
Die Erde lacht in Liebesschein,
Pfingstglocken läuten das Brautfest ein,
Singende Burschen ziehn übers Feld
Hinein in die blühende, klingende Welt. —
Und immer stiller wird es drin;
Die Alte tritt zum Kranken hin.
Der hat die Hände gefaltet dicht;
Sie zieht ihm das Laken übers Gesicht.
Dann geht sie fort. Stumm wird’s und leer,
Und drinnen wacht kein Auge mehr.
Theodor Storm
[S. 73]
Das Mädchen aus der
Fremde
In einem Tal bei armen Hirten
Erschien mit jedem jungen Jahr,
Sobald die ersten Lerchen schwirrten,
Ein Mädchen, schön und wunderbar.
Sie war nicht in dem Tal geboren,
Man wußte nicht, woher sie kam;
Und schnell war ihre Spur verloren,
Sobald das Mädchen Abschied nahm.
Beseligend war ihre Nähe,
Und alle Herzen wurden weit;
Doch eine Würde, eine Höhe
Entfernte die Vertraulichkeit.
Sie brachte Blumen mit und Früchte,
Gereift auf einer andern Flur,
In einem andern Sonnenlichte,
In einer glücklichern Natur.
Und teilte jedem eine Gabe,
Dem Früchte, jenem Blumen aus;
Der Jüngling und der Greis am Stabe,
Ein jeder ging beschenkt nach Haus.
Willkommen waren alle Gäste;
Doch nahte sich ein liebend Paar,
Dem reichte sie der Gaben beste,
Der Blumen allerschönste dar.
Friedrich v. Schiller
Frühlings Begräbnis
Horch! Vom Hügel welch ein sanfter Klang
Säuselt fernher durch die nächtgen Schatten?
Elfenscharen ziehn den Wald entlang,
Die mit Klaggesang
Ihren Freund, den toten Lenz, bestatten.
[S. 74]
Schöner Jüngling! Wie er lieblich ruht,
Schlummerstill auf seiner Veilchenbahre!
Allzuschwer mit sommerlicher Wut
Traf ihn Sonnenglut
Und ihm sank das Haupt, das morgenklare.
Blumen in der Hand, die er geliebt,
Kleine, rote Fackeln leise schwingend,
Ziehn die Geister, die sein Tod betrübt,
Sonst im Flug geübt,
Heute schrittweis, Totenlieder singend.
Stumm in Wehmut schaut der Mond herab,
Und es schluchzen alle Nachtigallen.
Wo er oftmals seine Feste gab,
Senkt man ihn hinab,
Und die bleichen Silberflöre wallen.
Und ein Specht klopft an den Föhrenstamm
Und beginnt den Grabspruch ihm zu halten:
„Stillt die Tränen, tröstet euern Gram!
Der stirbt wonnesam,
Der in blühnder Jugend darf erkalten.
Glaubet mir, der lang die Welt gesehn:
Den ihr heut hier unter Blumen bettet,
Neu und ewig wird er auferstehn.
Nimmer kann vergehn,
Wer die Welt aus Winterbanden rettet.“
Als so weihevoll der Alte sprach,
Lauter schluchzte da das Grabgesinde,
Und die Elfenfürstin seufzt ein „Ach!“
Ihrem Liebling nach
Warf sie in die Gruft die goldne Binde.
Horch! Vom Hügel welch ein wilder Klang?
Finster hat Gewölk den Mond verschattet.
Ein Gewitter zieht den Wald entlang,
[S. 75]
Und zerstoben bang
Ist das Häuflein, das den Lenz bestattet.
Paul Heyse
Künftiger Frühling
Wohl blühet jedem Jahre
Sein Frühling mild und licht,
Auch jener große, klare,
Getrost! er fehlt dir nicht;
Er ist dir noch beschieden
Am Ziele deiner Bahn,
Du ahnest ihn hienieden
Und droben bricht er an.
Ludwig Uhland
Der deutsche Spielmann
herausgegeben von Ernst Weber, eine großangelegte Auswahl
aus dem Schatze deutscher Dichtung für Jugend und Volk, schöpft aus
dem Besten deutscher Erzählungs- und Verskunst unter Beschränkung
auf das Volks- und Jugendtümliche. Die Sammlung gliedert sich in 40
Einzelbände, von denen jeder ein in sich geschlossenes Ganzes bildet
und von einem Künstler illustriert ist, dessen Eigenart dem Charakter
des jeweiligen Stoffgebietes ungezwungenen Ausdruck verleiht. Die
Sammlung eignet sich wie kaum ein zweites Werk zur Anschaffung für
öffentliche Bibliotheken, als Mittel zur Belebung des Schulunterrichts
und für die Familienbücherei. Der deutsche Spielmann hofft, zum
eisernen Bestand jeder Volks- und Jugendbücherei zu werden. Er
huldigt ja nicht einer vorübergehenden Mode des Tages. Er schöpft aus
dem aufgespeicherten Schatz der Jahrhunderte und wird darum auch seine
Geltung für das Jahrhundert behalten. In neuer Bearbeitung liegen bis
Ende Mai 1924 vor:
Bd.
3
Wald (W. Weingärtner)
„
4
Hochland (Franz Hoch)
„
6
Helden (W. Weingärtner)
„
7
Schalk (Julius Diez)
„
9
Arbeiter (Gg. O. Erler)
„
11
Sänger (Hans Röhm)
„
12
Frühling (H. v. Volkmann)
„
13
Sommer (Edmund Steppes)
„
14
Herbst (Karl Biese)
„
15
Winter (Karl Biese)
„
16
Gute alte Zeit (Rud. Schiestl)
„
17
Himmel und Hölle (Jul. Diez)
„
18
Stadt und Land (J. V. Cissarz)
„
19
Bach und Strom (E. Liebermann)
„
21
Arme und Reiche (J. Widnmann)
„
22
Abenteurer (Rud. Schiestl)
„
29
Blumen und Bäume (R. Sieck)
„
35
Tierwelt (Ludwig Werner)
„
39
Riesen und Zwerge (R. Schiestl)
„
40
Fabelreich (Ernst Weber)
Im August 1924 werden sich anschließen:
Bd.
5
Meer (J. V. Cissarz)
„
10
Soldaten (Gg. O. Erler)
„
20
Heide (Adalbert Holzer)
„
34
Vaterland (W. Roegge jun.)
„
38
Tag und Nacht (Otto Bauriedl)
Hinter den Band-Titeln ist der Name des illustrierenden Künstlers
jeweils in Klammern beigefügt. Folgende Bändchen der Sammlung stehen
noch aus:
Bd.
1
Kindheit (E. Kreidolf)
„
2
Wanderer (J. V. Cissarz)
„
8
Legenden (G. A. Stroedel)
„
23
Germanentum (H. Röhm)
„
24
Mittelalter (H. Schroedter)
„
25
Zeit d. Wandlungen (C. Roesch)
„
26
Neuzeit (Angelo Jank)
„
27
Gespenster (Julius Diez)
„
28
Tod (Matthäus Schiestl)
„
30
Nordland (Rudolf Koch-Hanau)
„
31
Italien (Hans Volkert)
„
32
Hellas (Karl Bauer)
„
33
Fremde Zonen (H. Volkert)
„
36
Menschenherzen (Rud. Schiestl)
„
37
Glück u. Trost (H. Schwegerle)
Auch die je vier Bände vereinigenden Sammelbände in schönem farbigen
Ganzleinenband werden wiederum neu ausgegeben, und zwar liegen bis Mai
1923 vor die Bände „Deutsches Jahr“, „Deutsche Gestalten“ u. „Deutsche
Natur“ (je 5 Mk.). Im August folgt die Ausgabe der Sammelbände
„Deutsche Heimat“, „Deutsches Land“ und „Deutsches Volk“.
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